Improvisation auf wirklich allen Ebenen
Zwei Konzerte, ein Vulkan, ein Fläschchen Herztropfen und zu guter Letzt viele Glücksmomente: eine unvergessliche Jazznacht gestaltete sich mit den Auftritten des John Abercrombie Organ Trios und der Bill Evans Soulgrass Renegades.
Die Organisation des Konzertabends stand zunächst unter keinem guten Stern. Ein isländischer Vulkan mit unaussprechlichem Namen legte den Flugverkehr lahm. So konnten vertraglich gebundene Künstler nicht aus New York einfliegen und mussten aufgrund höherer Gewalten absagen. Im Umkehrschluss strandeten aber auch amerikanische Künstler in Europa und so war es möglich, in buchstäblich letzter Sekunde die Soulgrass Renegades zu engagieren. Ihr Bandleader Bill Evans gilt als einer der profiliertesten Saxophonisten der Jazzszene. Kraftvoll stellte er dies bei seinen vom Rhythmusteppich der Band getragenen Soli unter Beweis. Die Zitate der Bluegrass- und Country-Musik verschmolzen dabei fast spielerisch in überbordenden Soundcollagen, die von den jazzbegeisterten Zuhörern mit Standing Ovations quittiert wurden.
Fast gegensätzlich dazu standen die filigranen Klänge John Abercrombies. Einen der bekanntesten Jazzgitarristen der Jazzwelt in Halberstadt zu Gast zu haben, war nicht nur eine Ehre, sondern auch ein Ohrenschmaus der ganz besonderen Art. Doch was auf der Bühne wie eine symbiotische Einheit klang, war in Wirklichkeit eine Formation, die zum allerersten Mal zusammenspielte. Adam Nussbaum - der eigentliche Schlagzeuger des Trios – musste aus familiären Gründen noch vor dem Vulkan-Inferno abreisen, doch mit Jan Roth aus Leipzig wurde ein kongenialer Ersatz gefunden.
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