Die 22. Jazznacht findet wegen der Bauarbeiten im Theater erst am 6.November 2021 statt.
Von Sabine Scholz (Volksstimme vom 4. November 2020)
Kurz vor dem Verbot von Veranstaltungen konnte sie noch stattfinden: die 21. Halberstädter Jazznacht. Eine ganz besondere Ausgabe der Reihe, mit Hoffnung und Wehmut.
Improvisation ist ein wesentliches Stilmittel im Jazz. Aber dass man als Veranstalter so improvisieren können muss, hat die Mitglieder des Musikforums Halberstadt dann doch überrascht. Obwohl, so ganz neu sei die Erfahrung von „alles anders als geplant“ nicht, wie Klaus Huch erinnert. „Offenbar ist alle zehn Jahre eine besondere Herausforderung dran“, sagt der Vereinschef. „Vor zehn Jahren hatten wir mit dem isländischen Vulkan zu kämpfen, jetzt mit dem Coronavirus. Mal sehen, was 2030 dran ist.“
Der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Island im April 2010 sorgte für ein mehrtägiges Flugverbot über Europa, was die Konzertplanung des Musikforums direkt betraf. Und in diesem Jahr musste die Jazznacht wegen der Pandemiebekämpfung verschobene werdem. Und fast wäre das Konzert erneut ein Opfer des Lockdowns geworden.
Zum Glück waren am 31. Oktober Veranstaltungen erlaubt und viele Musikfreunde kamen in die Jazznacht corona-style. 180 Minuten Musikgenuss waren diesmal nicht drin. Beide Bands spielten kürzere Programme, dafür zweimal. Das „double bill“ war notwendig, da zur Einhaltung der Abstandsregeln nur maximal 215 Zuhörer in den Theatersaal durften, in dem sonst 500 Platz finden. Also gab es zwei Konzerte, wer wann dabei sein durfte, wurde anhand der Sitzreihen festgelegt. Die vorderen zehn im ersten Konzert, die hinteren im zweiten. „Die Besucher hatten alle Verständnis, hielten sich an Maskenpflicht und Abstand. Bei vielen war aber auch Wehmut zu spüren, dass die Kultur wieder auf Null gefahren wird. Hoffentlich wird das nicht die Regel, auch nach Corona“, sagt Klaus Huch.
Das Hygienekonzept war nur eine der Herausforderungen für das Musikforum in diesem Jahr. Die Pandemie brachte die gebuchten Verträge mit den Musikern ins Wanken. So sprang kurzfristig der gefragte Jazztrompeter Nils Wülker mit seiner Band für den Schweizer Andreas Schaerer ein. Und fast wäre auch der Auftritt von Rymden, dem skandinavischen Trio mit Bugge Wesseltoft, Dan Berglund und Magnus Öström, den Corona-Reisebeschränkungen zum Opfer gefallen. Aber Coronatests und freiwillige Quarantäne ermöglichten die Aus- und vor allem Wiedereinreise. „Die Frau von Bugge Weseltoft ist mit den Kindern in eine Hütte aufs Land gezogen, damit ihr Mann fünf Tage in häuslicher Quarantäne verbringen kann“, berichtete Klaus Huch.
Der Musik sei das Hin und Her im Vorfeld nicht anzumerken gewesen. „Rymden hat ein echtes Feuerwerk gezündet, man fühlte sich in die skandinavischen Weiten versetzt.Nils Wülker mit Arne Jansen, Simon Gattringer und Albin Janoska hingegen hat alle wieder geerdet.“ Klaus Huch schwärmt von dem brillanten Sound, der diesmal dank teurerer Technik möglich war. „Die Ausgabe dafür hat sich echt gelohnt“.
Im Publikum sei man zweigeteilter Meinung über die Musiker gewesen, berichtet Huch. Die einen fanden Rymden besser, die anderen Nils Wülker. Genau das sei das Konzept der Jazznacht, Verschiedenes anzubieten. Das funktionierte auch mit zwei „Kurzkonzerten“, langer Lüftungs- und Reinigungspause, Einbahnstraßensystem zum Ein- und Ausgang. Um das Publikum mit der kürzeren Musikzeit zu versöhnen, gab es am Ausgang unter freiem Himmel ein kleines Getränkebuffet und die Ansage: „Die 22. Jazznacht gibt es am 25. September 2021.“
2009
Al-Yasha Anderson Triplex
Jeff Cascaro Band
Duo Famos
2008
Uli Lenz Trio
Jasmin Tabatabai Band
2007
Jocelyn B. Smith + Band
Nighthawks
2006
Corinna May + Trio
Kara Johnstad Quartett
2005
Wolfgang Dauner
Freddy Cole Quartett
2004
Roger Cicero
Uwe Ochsenknecht und Band
2003
Steve Horn
Bill Ramsey
2002
Susan Weinert
Siggy Davis Quartett
Pascal von Wroblewsky
Klaus Doldingers Passport
2001
Tony Martinez
Cuban Power,
Paul Kuhn Trio
Anke Lautenbach
2000
NDR Bigband
Geboren wurde die Idee vom Musik-Forum Halberstadt vor mehr als 20 Jahren. Im Kosmos des Jazz waren die Provinzen der neuen Bundesländer riesige Leerräume. Warum sollte man dann nicht das kulturelle Leben im Bereich der zeitgenössischen Musik versuchen zu bereichern? Doch ehe sich ein kleiner Kreis jazzbegeisterter Musikfreunde zur Vereinsgründung und zur aktiven Mitgliedschaft gefunden hatte, dauerte es noch eine Weile. Immerhin aber konnte bereits im Jahr 2000 die erste Jazznacht mit der NDR-Big-Band über die Bühne gehen. Der nachhaltige Erfolg dieser ersten Session war der Motivationsschub für die Organisation weiterer Jazznächte in den darauffolgenden Jahren. Das Große Haus des Nordharzer Städtebundtheaters in Halberstadt ist unsere feste Spielstätte. Seit Jahren findet die Jazznacht immer größeren Zuspruch.
Musik-Forum Halberstadt e.V.
Klaus Huch
38820 Halberstadt
Humboldtstraße 29
Telefon: 03941 449065
Mail: kdhuch@gmx.de
Ohne Sponsoren jazzt es in Halberstadt nicht. Deshalb möchten wir uns ausdrücklich bei den Firmen bedanken, die durch ihre Unterstützung die 17. Jazznacht möglich gemacht haben. VIELEN DANK!